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Prof. Dr. Manfred Messerschmidt ( *1926)

ist Militärhistoriker und Jurist.

 

 Von 1977-1988 leitete er das Militärgeschichtliche Forschungsamt der deutschen Bundeswehr in Freiburg.

 In Österreich wurde er durch seine kritische Position als Mitglied der Waldheim-Historikerkommission bekannt

 

 

 

 Quelle:

 http://www.antifaschistische-nachrichten.de/1996/21/009.htm

 Nr. 21/96

 

 

Empfang und Kolloquium zu Ehren von Manfred Messerschmidt

Ein unbequemer Historiker wurde 70 Jahre alt

 

Am 1.10.96 feierte Professor Messerschmidt seinen 70.Geburtstag. Daß aus diesem Anlaß dem immer wieder heftigst angefeindeten Militärhistoriker auch öffentliche Anerkennung gezollt wurde, war das Verdienst von Wolfram Wette. Dieser hatte sowohl die Stadt Freiburg als auch die Universität bzw. ihr Historisches Seminar dafür gewonnen, zwei Veranstaltungen durchzuführen, bei denen Manfred Messerschmidt für seine jahrzehntelange mutige und kritische Forschungsarbeit gewürdigt wurde.

 

Am 30.9. abends gab Freiburgs Oberbürgermeister Böhme einen Empfang, bei dem auch Wolfram Wette als langjähriger Mitstreiter Messerschmidts sprach. Mehrere Redner betonten die Bedeutung der Messerschmidtschen Forschung, die eine wirkliche Wende in der Militärgeschichtsschreibung nach 1945 erzwungen hatte, nachdem auf diesem Felde jahrzehntelang die alten Nazi-Militärrichter unangefochten ihre Vertuschungs- und Rechtfertigungslügen hatten verbreiten können. Böhme wertete den jahrelang bekämpften Weggang des MGFA ebenfalls als Versuch, eine kritische Forschungsrichtung durch Verlegung ins Herz des preußischen Militarismus nach Potsdam auszuschalten.

 

Wolfram Wette griff in seiner Laudatio die Politik von Bundeswehrvertretern und Traditionsverbänden an, die die Forschungsrichtung am Militärgeschichtlichen Forschungsamt seit jeher zum Erzfeind erklärt hatten. In welch illustrer Gesellschaft sich diese Kräfte befinden, soll folgendes Zitat aus der "National-Zeitung" vom 5.Juli 96 belegen:

 

"Kennen Sie Messerschmidt? Dr. Manfred Messerschmidt gehört zu den führenden Köpfen der gegenwärtigen massiven Kampagne gegen das deutsche Soldatentum.

Er führte annähernd 18 Jahre den antideutschen Kreis innerhalb des militärgeschichtlichen Forschungsamtes (heute in Potsdam) und gehört ferner zu den Hintermännern der skandalösen Anti-Wehrmachts-Ausstellung, die gegenwärtig durch deutsche Lande tingelt ... Innerhalb des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes führte Messerschmidt die von 'Insidern' treffend 'Rote Zelle' genannte Gruppe linker Zeitgeschichts-'Experten' an.

Seine üble Rolle, seine Machtbesessenheit, seine Intrigen und sein Haß auf die Deutsche Wehrmacht werden in der aktuellen Schrift 'Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken' von Rüdiger Proske enthüllt."

 

Um so erfreulicher waren die Beiträge von Professor Stig Förster (Bern) und Dr. Gerhard Schreiber (MGFA) auf dem Kolloquium zu Ehren von Messerschmidt am 1.10. in der Uni Freiburg. Insbesondere Schreibers Vortrag war die jahrelange Mitarbeit in besagter "Roter Zelle" wohltuend anzumerken. Schreiber referierte über die Verbrechen der Wehrmacht in Italien, wozu er neuerdings auch ein Buch veröffentlicht hat.

 

Der Beitrag des Messerschmidt-Nachfolgers Deist über den General Falkenhayn im 1.Weltkrieg war eher traditionell. Ulrich Herbert, ehemaliger 68er, inzwischen Geschichtsprofessor an der Uni Freiburg, schien auch darauf bedacht, der Zunft gewisse Referenzen zu erweisen. Zumindest konnte er sich einen Seitenhieb auf den Begleitband zu o.g. Wehrmachtsausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" nicht verkneifen.

 

Trotzdem: daß zumindest der "linksliberale" Flügel der Historiker-Zunft, einschließlich eines Mommsen, ebenfalls Kolloquiums-Referent, Manfred Messerschmidt die Ehre erweisen mußte, war wohltuend. Die antimilitaristische und pazifistische Bewegung in der BRD sowie auch zahlreiche internationale Institutionen wissen längst, was sie Messerschmidt verdanken!

 

 

Messerschmidt, Manfred (Einige Arbeiten):

 

(1975) : Militär und Politik in der Bismarckzeit und im wilhelminischen Deutschland

(1975-76) : Militärgeschichte im 19. Jahrhundert

Militärgeschichtliches Forschungsamt (1979-1981) : Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648-1939

(1980) : Das preußisch-deutsche Offizierskorps 1850-1890

(1980) : Preußens Militär in seinem gesellschaftlichen Umfeld

(1981) : Geschichtsbewußtsein und Selbstverständnis des preußisch-deutschen Militärs

(1988) : Militärische Aspekte der Entwicklung des deutschen Nationalstaates

(1989) : Nachwirkungen Friedrichs II. in Preußen-Deutschland