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Tel Chai wurde 1918 von einer Gruppe, die mit der Shomer Organisation verbunden war, besiedelt. Es war ein abgeschiedener Ort, umgeben von unbewohntem Gebiet, mit nur einem Nachbarn, dem kleinen Kfar Giladi.
Ende 1919 konzentrierten sich die Animositäten gegen die zionistische Besiedlung auf das Gebiet nördlich des Hule Sees. Das Gebiet und Teile des Südlibanons wurden von den Briten verlassen und wurde zum Niemandsland zwischen den britischen und französischen Besatzungszonen. Hier befanden sich vier jüdische Siedlungen und der Jischuw drängte auf britische Präsenz. Die Franzosen konnten die Souveränität nicht behaupten und Beduinen, die mit dem antifranzösischen Regime in Damaskus lose verbunden waren, drängten ebenfalls zur Kontrolle. Am 12. Dezember 1919 kam es zu einem grösseren Zwischenfall mit Schiessereien und Plünderungen im Dorf Abil al-Qamh. Am selben Tag beschossen Marodeure auch Tel Chai und töteten einen Mann.
Die Rebellen erklärten, nicht den Juden schaden zu wollen, sondern nur die Franzosen. Sie versuchten immer wieder, die vier jüdischen Siedlungen zu überzeugen, sich der Revolte anzuschliessen. Die Siedler entschlossen sich zur Neutralität. Sie wollten die Franzosen nicht zu Feinden, zogen es aber vor, in das von den Briten kontrollierte Palästina, das als jüdische Heimstätte vorgesehen war, inkludiert zu werden. Aber bald überzeugten die "Logik der Situation" - ein "wer nicht für uns ist, ist gegen uns" - und ein natürliches Resentiment gegen die fremden zionistischen Kolonien die Araber bald, die vier Siedlungen als Feinde zu behandeln.
Die Siedler wurden mehr und mehr isoliert. Im Jänner 1920 entschieden sich die Bewohner von Metulla für die Evakuierung, bis die politische Zukunft und Sicherheit der Region gesichert waren. Auch die Bewohner von Hamara verliessen ihren Ort. Aber die sozialistischen Bewohner der nahegelegenen Siedlungen von Tel Chai und Kfar Giladi entschlossen sich - bestärkt durch eine Handvoll Freiwilliger (darunter Joseph Trumpeldor, der einarmige Held des russisch-japanischen Krieges von 1905 und des Gallipoli Feldzuges) - zum Bleiben. Sie und ihre Unterstützer im Zentrum wollten zeigen, dass dieser Teil Galiläas Teil der jüdisch nationalen Heimstätte war. Der zionistische Führer Berl Katznelson schrieb: "Rückzug wäre der entscheidende Beweis unserer Schwäche ... Der einzige Beweis unseres Rechts auf das Land liegt in einem hartnäckigen und verzweifelten Ausharren ohne zurück zu blicken." Ben Gurion sprach ähnliche Worte: "Wenn wir vor Räubern fliehen, dann werden wir nicht nur Obergaliläa, sondern das ganze Land Israel verlassen müssen." Ussishkin fügte hinzu: "Die Araber respektieren nur Stärke." Am 29. Februar schrieb er an Weizmann: "Wenn wir aufstehen und um jeden Zentimeter Land in Obergaliläa kämpfen, zeigen wir der britischen und französischen Regierung, dass Obergaliläa unser ist. Und unser wird es bleiben." Ironischerweise war es der militante Jabotinsky, der die Aufgabe dieser beiden Aussenposten befürwortete, da er sie für unhaltbar hielt.
Die Zionister erwogen, eine Verstärkungstruppe zu schicken, wurden aber durch die damit verbundenen Schwierigkeiten und dem unklaren politischen Schicksal des Gebietes abgehalten. Gruppen von Freiwilligen sickerten durch die arabischen Gebiete herein und erreichten die Siedlungen. Ein zionistischer Emissär in Damaskus erhielt das Versprechen, die Siedlungen würden unbehelligt bleiben. Die restlichen Siedler nahmen die Arbeit auf den Feldern wieder auf. Im Februar wurde ein Bewohner von Tel Chai getötet.
Am 1. März schlugen die Araber zu. Tel Chai, Kfar Giladi und Metulla wurden von je 30 bis 35 Mann verteidigt. Sie waren nur mit Gewehren, Pistolen und Granaten bewaffnet und besassen nicht genügend Munition. Zu den hunderten Mann der arabischen Kräfte gehörten auch Bewohner benachbarter Dörfer und Beduinen. Einer Gruppe von Arabern gelang es, in den befestigten Komplex von Tel Chai einzudringen, indem sie vorgaben, die Siedlung nach französischen Soldaten durchsuchen zu wollen. Ein Feuergefecht entwickelte sich, das offensichtlich durch einen unbeabsichtigen Schuss eines jüdischen Wächters ausgelöst wurde. Die arabischen "Besucher" wurden vertrieben und schlossen sich denen draussen an, die sofort zahlreiche Angriffe auf die Siedlungsmauer unternahmen. Sechs Verteidiger wurden getötet oder tödlich verwundet, darunter Trumpeldor und zwei Frauen. Andere erlitten leichtere Verletzungen. Trumpeldor starb auf dem Transport nach Kfar Giladi. Vor seinem Tod soll er die berühmten Worte: "Es ist gut, für unser Land zu sterben" gesagt haben, die - gemeinsam mit der ganzen Episode von Tel Chai - ein Markenzeichen der zionistischen Mythologie wurden.
Tel Chao konnte nicht genommen werden, aber die Verteidiger, deren Anzahl und Munition schrumpften, verstanden, dass der Posten nicht zu halten war. Während der Nacht erreichte Verstärkung den Ort und eskortierte sie nach Kfar Giladi, nachdem Tel Chai niedergebrannt worden war. Am 3. März verliessen die restlichen 80 oder 90 Verteidiger vom Metulla und Kfar Giladi die beiden Siedlungen, da sich die Bewohner der umliegenden arabischen Dörfer und die Beduinen zu einem finalen Angriff versammelten.
Die Schlacht um Tel Chai endete mit einem Rückzug, ging aber in die zionistische Geschichte als Epos von Mut und Stärke ein.
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