Jahre bevor die NSDAP in
Österreich die Macht ergriff, setzte sich Pater Zyrill Fischer mit der
NS-Ideologie auseinander. Es gelang ihm die Flucht vor der Gestapo.
Pater Zyrill Fischer wurde am 12. Juli 1892 in Schwarzenberg in
Oberösterreich geboren. Mit 18 Jahren trat er in den Franziskanerorden
(Tiroler Provinz vom hl. Leopold) ein. Als junger Priester wird ihm
bewusst, welch große Gefahr der Marxismus und seine atheistische
Ideologie darstellt. Sorgfältig sammelt Pater Zyrill
Zeitungsausschnitte zu diesem Thema, intensiv studierte er die Werke
von Marx, Engels und Lenin. Durch seine zahlreichen Artikel und
Vorträge wird Fischer bekannt. Kardinal Friedrich Gustav Piffl ruft ihn
nach Wien. Hier bezieht er sein neues Quartier im Franziskanerkloster
der Hauptstadt.
Ende der 20er Jahre treten immer stärker Anhänger des
Nationalsozialismus auf. Fischer ist besorgt! Seine Analysen gelten von
nun an dem braunen Gedankengut. Diesem versucht er durch das Studium
von Hitlers "Mein Kampf", Rosenbergs "Mythos des 20. Jahrhunderts" und
von aktuellen Parteischriften auf die Schliche zu kommen. In ziviler
Kleidung besucht Pater Fischer Veranstaltungen der Nationalsozialisten.
Seine Erkenntnisse bündelt der Pater im 1932 erscheinenden , 300 Seiten
starken Buch "Die Hakenkreuzler." Darin legt er die gegen die Kirche
gerichteten Pläne der Nazis offen. Den NS-Entwurf eines "positiven
Christentums" entlarvt er als einen Rassenglauben, der bloß christlich
eingefärbt ist. Fischers Buch löst den Hass der Nazis aus. In hunderten
Briefen wird der Pater mit dem Tod bedroht.
Flucht in die USA
Pater Zyrill setzt seine Recherchen fort. Er hat sogar einen
geheimen Draht nach Berlin in die Reichskanzlei. Mittlerweile steht
sein Name auf der Suchliste der Gestapo. Mit dem Anschluss Österreichs
an Hitlerdeutschland wird es brenzlig! Am 12 März 1938, dem Tag des
Einmarsches der deutschen Truppen in Österreich, verbrennt Pater
Fischer sämtliche Unterlagen, die ihn und seine Informanten hätten
verraten können. Tags darauf stehen Gestapo-Offiziere in Pater Zyrills
Zimmer im zweiten Stock des Kloster. Umsonst! Alle Spuren sind
verwischt. Der Priester selbst ist bereits auf der Flucht. Bei
Frauenkirchen im Burgenland überquert er die ungarische Grenze, gelangt
nach Budapest und dann in die USA. Hier hilft er seinem ebenfalls
emigrierten Freund Franz Werfel, als dieser den Roman "Das Lied der
Bernadette" verfasst.
Pater Zyrill starb in Kalifornien am 11. Mai 1945. Den Niedergang des
Nationalsozialismus hatte er noch erleben dürfen.
Gottfried Wegleitner
|
|