Januar 2003

 

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Pater Zyrills frühe Analyse des Nationalsozialismus

Jahre bevor die NSDAP in Österreich die Macht ergriff, setzte sich Pater Zyrill Fischer mit der NS-Ideologie auseinander. Es gelang ihm die Flucht vor der Gestapo.

Pater Zyrill Fischer wurde am 12. Juli 1892 in Schwarzenberg in Oberösterreich geboren. Mit 18 Jahren trat er in den Franziskanerorden (Tiroler Provinz vom hl. Leopold) ein. Als junger Priester wird ihm bewusst, welch große Gefahr der Marxismus und seine atheistische Ideologie darstellt. Sorgfältig sammelt Pater Zyrill Zeitungsausschnitte zu diesem Thema, intensiv studierte er die Werke von Marx, Engels und Lenin. Durch seine zahlreichen Artikel und Vorträge wird Fischer bekannt. Kardinal Friedrich Gustav Piffl ruft ihn nach Wien. Hier bezieht er sein neues Quartier im Franziskanerkloster der Hauptstadt.

Ende der 20er Jahre treten immer stärker Anhänger des Nationalsozialismus auf. Fischer ist besorgt! Seine Analysen gelten von nun an dem braunen Gedankengut. Diesem versucht er durch das Studium von Hitlers "Mein Kampf", Rosenbergs "Mythos des 20. Jahrhunderts" und von aktuellen Parteischriften auf die Schliche zu kommen. In ziviler Kleidung besucht Pater Fischer Veranstaltungen der Nationalsozialisten. Seine Erkenntnisse bündelt der Pater im 1932 erscheinenden , 300 Seiten starken Buch "Die Hakenkreuzler." Darin legt er die gegen die Kirche gerichteten Pläne der Nazis offen. Den NS-Entwurf eines "positiven Christentums" entlarvt er als einen Rassenglauben, der bloß christlich eingefärbt ist. Fischers Buch löst den Hass der Nazis aus. In hunderten Briefen wird der Pater mit dem Tod bedroht.

Flucht in die USA
Pater Zyrill setzt seine Recherchen fort. Er hat sogar einen geheimen Draht nach Berlin in die Reichskanzlei. Mittlerweile steht sein Name auf der Suchliste der Gestapo. Mit dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland wird es brenzlig! Am 12 März 1938, dem Tag des Einmarsches der deutschen Truppen in Österreich, verbrennt Pater Fischer sämtliche Unterlagen, die ihn und seine Informanten hätten verraten können. Tags darauf stehen Gestapo-Offiziere in Pater Zyrills Zimmer im zweiten Stock des Kloster. Umsonst! Alle Spuren sind verwischt. Der Priester selbst ist bereits auf der Flucht. Bei Frauenkirchen im Burgenland überquert er die ungarische Grenze, gelangt nach Budapest und dann in die USA. Hier hilft er seinem ebenfalls emigrierten Freund Franz Werfel, als dieser den Roman "Das Lied der Bernadette" verfasst.

Pater Zyrill starb in Kalifornien am 11. Mai 1945. Den Niedergang des Nationalsozialismus hatte er noch erleben dürfen.
Gottfried Wegleitner