OCR  Leon & Nina Dotan - http://ldn-knigi.lib.ru/Judaic-D.htm       (01.2004)

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Zum Buch:

'Die Jüdischen Gefallenen des Deutschen Heeres, der Deutschen Marine und der Deutschen Schutztruppen'

'1914 - 1918  EIN GEDENKBUCH'  (431 Seiten)

1933 (dritte Auflage)  Herausgegeben vom Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten

Namenslisten (sortiert nach Namen, Herkunftsort...) beinhaltet ca. 12.000 Namen...


INHALTSVERZEICHNIS

 

 

 

Zeichenerklärung   -10

Alphabetische Namensliste 1)   -11

 

Ortsverzeichnis:   -117

 

Deutschland ohne Hamburg, Prov. Posen und ohne Elsaß-Lothringen   -117

Hamburg    -369

Ehem. Provinz Posen    -377

Elsaß-Lothringen    -386

Deutsche Schutzgebiete   -395

 

Anhang 2)   -397-418

 

Nachwort    -419

 

1. Nachtrag    -423

2. Nachtrag   -425

Berichtigungen   -430

 

Anmerkungen:

 

1. Die mit (P) und (E) bezeichneten Orte werden in den Abteilungen 'Provinz Posen' bzw. 'Elsaß-Lothringen' geführt. 

2. Der Anhang (Anhg.) enthält die Namen der von Gemeinden Gemeldeten und
nach Waffenstillstand nachweislich an Kriegsverletzungen Verstorbenen.

 

 

NACHWORT

 

SACHLICHE ERLÄUTERUNGEN ZU DEN LISTEN

 

  In mehrjähriger Arbeit hat der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, ein Jahrzehnt nach Beendigung des großen Krieges, die vorstehende Liste der jüdischen Gefallenen des Deutschen Heeres, der Deutschen Marine und Schutztruppen zusammengestellt.

 

  Es wurde zunächst durch Rückfragen bei den jüdischen Gemeinden und den Ortsgruppen des R. j. F. eine Liste der jüdischen Gefallenen gefertigt. Diese Liste wurde dann 1928/1929 in wöchentlichen Abschnitten in dem Bundesorgan des R. j. F. 'Der Schild" veröffentlicht, um so am schnellsten durch Ausmerzung der etwaigen Fehler berichtigt und vervollständigt zu werden.

 

  Nach entsprechender Förderung der Vorarbeiten traten wir an das Zentralnachweissamt für Kriegerverluste und Kriegergräber in Spandau heran, bei dem die Namen sämtlicher Kriegerverluste des Deutschen Heeres, der Deut-schen Marine und Schutztruppen aufbewahrt werden. Hier konnte gemäß den allgemein gültigen Bestimmungen der Vergleich unserer Liste mit dem dortigen Material durchgeführt werden.

Hierbei haben wir von den 10.623 von uns festgestellten Namen 10.060 in den Verlustlisten und -karteien des Spandauer Amtes vollkommen identi-fizieren können.

 

So bringt denn das hier vorgelegte Verzeichnis von 10.060 jüdischen Gefallenen die Nummer, unter der der betreffende Gefallene in der amtlichen Verlustliste geführt wird. Von den übrigen Namen konnten weiterhin noch 94 bei den in Betracht kommenden Standesämtern als Kriegerverluste des Weltkrieges fest-gestellt werden. Es sind demnach insgesamt 10.154 Namen - also 95,6 % - behördlich nachgewiesen. (Aus unserer Liste ergeben sich auch recht bemerkenswerte Einzel-resultate. So befinden sich z. B. unter den 10.060 Namen der Liste 270 Offiziere und 155 Sanitätsoffiziere. Infolgedessen dürften unter den 12.000 jüdischen Ge-fallenen 322 Offiziere und 185 Sanitätsoffiziere sein. Weiter-hin befinden sich unter den Gefallenen 30, die als Kriegsflieger den Kriegertod starben.).

 

          Somit verblieben noch 469 Namen, für die allein die Verlustangabe der be-treffenden jüdischen Gemeinde vorliegt. Für diese ist bis jetzt eine Identifizierung beim Zentralnachweissamt oder den Standesämtern nicht gelungen. Wir haben sie daher im Anhang unserer Liste aufgeführt. Die Liste enthält nur jüdische Kriegerverluste, also die auch amtlich als solche geführten, die bei ihrem Tode der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehörten. Aus diesem Grunde sind sehr viele Gefallene nicht erwähnt, die bei ihrem Tode aus dem {420} Judentum bereits ausgetreten waren.

Hierfür sei als eines von vielen Bei-spielen der bekannte Jagdflieger Wilhelm Frankl aus Frankfurt a. M. an-geführt.

 

  Wir haben aus sonstigen Arbeiten die Erfahrung gewonnen, daß diese Listen nicht als abgeschlossen zu betrachten sind. So liefen z. B., nachdem wir die Veröffentlichung der zweiten vervollständigten Auflage des Buches ('Jüdische Flieger im Weltkrieg" von Dr. Felix A. Teilhaber; Verlag: 'Der Schild", Berlin 1924. - Nachtrag 1932.) der 125 jüdischen Flieger, die im Weltkriege über dem Feinde geflogen sind, mit unserem Kameraden Dr. Theilhaber veranstaltet hatten, in kürzester Frist noch 50 weitere Namensnennungen ein.

Es ist daher auch anzunehmen, daß das jetzt vorliegende Buch zahlreiche weitere Meldungen aus allen Teilen des Reiches über jüdische Gefallene auslösen wird. Wir haben daher die Einrichtung getroffen, daß die zu erwartenden Nachträge leicht eingeheftet werden können.

 

  In diesen Nachträgen werden dann auch die in den vorstehenden Listen nur unvollständig angeführten Kriegerverluste berücksichtigt werden können, die noch nach dem Waffenstillstand eintraten. Das Zentralnachweissamt teilte uns nämlich auf Anfrage erst im Laufe der Bearbeitung mit, daß es bei Erfassung der Kriegerverluste des Weltkrieges diesen auch alle diejenigen zuzählt, die bis zum 28. Juni 1920, also ein Jahr nach Friedensschluß nachweislich an den Folgen ihrer Kriegsbeschädigung, z. B. in Versorgungslazaretten pp. gestorben sind.

 

Auf dieser Praxis beruht die bekannte deutsche Gesamt-verlustziffer von 1.880.000 (letzte Angabe des Statistischen Reichsamtes). Wir konnten seitdem nur eine Liste von 325 nach dem Waffenstillstand an ihren Kriegsverletzungen Verstorbenen zusammenstellen, von denen sich 112 unter den in Spandau identifizierten Namen befinden. Eine ungezählt große Anzahl von unbezweifelbaren Kriegsopfern konnte nicht erfaßt werden, weil sie bei ihrem Ableben in keinem Militärverhältnis mehr standen.

 

Auch konnten von den rund 125.000 kriegsvermißt Verbliebenen nur diejenigen als tot aufgeführt werden, die gerichtlich für tot erklärt worden sind oder bei denen die dienstlich angestellten Ermittelungen als ergebnislos eingestellt werden mußten. Ein großer zahlenmäßig kaum zu erfassender Prozentsatz solcher, bei denen ein Kriegsvermißtsein vorliegt, aber in den dienstlichen Meldungen nicht zum Ausdruck kam, muß unberücksichtigt bleiben, bis der Einzelfall auf Ansuchen an das Zentralnachweissamt nachträglich zur Klärung kommt. Sicher befindet sich unter diesen auch eine in die Hunderte gehende Zahl unserer Glaubens-genossen.

 

Überhaupt muß hervorgehoben werden, daß die Arbeiten in S p a n d a u  nach den bestehenden Vorschriften und aus technischen Gründen nur einem Vergleich des von uns gesammelten, uns vorliegenden, immer nur unvoll-kommenen Namenmaterials dienen konnten. Es war nicht etwa möglich, unsere Listen durch den Inhalt des amtlichen Materials ab-schließend zu vervollständigen.

 

  Es muß hier noch einiges gesagt werden über das Verhältnis dieser Liste zu den beiden einzigen bisherigen statistischen Aufnahmen {421}  über die Zahl der jüdischen Gefallenen.

Bekanntlich wurde wah-rend des Krieges seitens der Heeresverwaltung die sogenannte 'Judenzählung' veranstaltet.

 

Nach dieser Zahlung sollen bis zum l. November 1916  3.411 Juden gefallen sein, während die Gesamtzahl der deutschen Ge-fallenen bis dahin 906.625 betrug. Hiernach sollten als jüdischer Gesamtverlust bei Kriegsende nicht mehr als 6.000 anzusetzen sein, was schon rein rechnungs-mäßig nicht zutrifft und nur für die Unvollständigkeit jener Judenzählung bezeichnend ist.

 

Wenn man sieht, daß heute, zwölf Jahre nach Beendigung des Krieges, noch eine Liste von über 10.000 jüdischen Gefallenen vorliegt, von denen jeder einzelne durch amtliches Material nachgewiesen werden kann, so erhellt daraus der Wert dieser damaligen amtlichen Zählung und der aus ihr gefolgerten Ziffern, die dem jüdischen Teile der deutschen Bevölkerung ein schweres Unrecht antat (Das amtliche Material wurde veröffentlicht in der Schrift 'Die Juden im Heer' von Otto Arnim (Alfred Roth); Deutscher Volksverlag München 1919.) In den Jahren 1917 bis 1921 wurde dann eine Zählung im Auftrage der großen jüdischen Organisationen vorgenommen, die von Dr. Jacob Segall geleitet wurde unter Beratung durch den Direktor des Berliner Städtischen Statistischen Amtes Prof. Dr. Heinrich Silbergleit.

 

 ('Die deutschen Juden als Soldaten im Kriege 1914/1918', eine statistische Studie von Dr. oec. publ. Jacob Segall, mit einem Vorwort von Professor Dr. Heinrich Silbergleit; Philo-Verlag G. m. b. H., Berlin 1922.

  Weiterhin sind bemerkenswerte Teilarbeiten von jüdischen Kriegs-statistiken: Statistik der R. j. F.-Ortsgruppe Dortmund-Hörde. - 'Kriegs-gedenkbuch der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg" von Rabbiner Dr. Max Freudenthal 1920/21. - 'Die Judenstatistik des Preußischen Kriegsministeriums" von Professor Dr. Franz Oppenheimer; Verlag für Kulturpolitik München 1922. - 'Konfessionelle Militärstatistik" von R. E. May; Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1923. - Kriegsgedenkbuch der R. j. F.- Ortsgruppe Düsseldorf 1923. - Ehrentafel der R. j. F. Ortsgruppe Essen 1924. - 'Jüdische Frontsoldaten aus Württemberg und Hohenzollern", Stutt-gart 1926. - 'Die Hamburger Juden im Kriege 1914/1918" von Kam. Rechtsanwalt Dr. Urias - Hamburg 1929. - Ehrenbuch der R. j. F. Ortsgruppe Düren 1929. - 'Haben die Juden in Bayern ein Heimatrecht?" von Dr. A. Eckstein - Bamberg; Philo-Verlag G. m. b. H., Berlin 1929. - 'Unseren gefallenen Kameraden", Gedenkbuch für die im Weltkrieg gefallenen Münchener Juden, Ortsgruppe München des R. j. F.; Verlag B. Heller, München 1929.)

 

Diese Arbeit, die trotz großer Schwierigkeiten durchgeführt werden konnte, hatte folgendes Ergebnis:

  Von den 1914 lebenden 555.000 reichsdeutschen Juden haben 100.000 während des Krieges in Heer, Marine und Schutztruppen gedient und sind 12.000 auf dem Felde der Ehre geblieben.

 

  Ohne die Gebiete von Hamburg, Provinz Posen und El-saß-Lothringen wurden damals insgesamt 10.089 jüdische Gefallene gezählt. Unter der von Silbergleit und Segal1 nach vorsichtiger Schät-zung und auf Grund der Zahl 10.089 für das übrige Deutschland gemachten Annahme, daß jene Gebiete gemäß der in ihnen wohnenden jüdischen Bevölke-rung etwa 2.000 Gefallene aufweisen müßten, ergibt sich eben jene Gesamt-ziffer von 12.000 jüdischen Gefallenen.

 

{422}   Es ist von Interesse, das damalige Ergebnis mit unserer heutigen Liste zu vergleichen. Wenn wir von den 10.625 Namen unserer Liste die 1.007 Namen in Abzug bringen, die wir aus jenen teilweise auch heute für uns nur schwer zugänglichen Gebieten ermitteln konnten, so verbleiben 9.616 Namen, also 4,68 Prozent weniger als die damalige statistische Ermittelung ergeben hatte.

Dieser Unterschied ist einerseits angesichts der durch die inzwischen erfolgten Gebietsabtretungen und sonstigen erläuterten Hemmnisse unserer Nachforschung und mit Rücksicht auf den außerordentlich hohen Prozentsatz der amtlich anerkannten Namen von gänzlich untergeordneter Bedeutung.

 

Unsere Arbeit bildet demnach eine ausgezeichnete Bestätigung jener Feststellungen des jüdischen Ausschusses für Kriegsstatistik, und aus diesem Ergebnis heraus darf man einen Kriegerverlust der deutschen Juden von 12. 000 Gefallenen  als gegeben ansehen.

 

Diese Zahl dürfte sogar nach dem oben Gesagten eher zu niedrig sein und nur die in Frage kommende Mindestziffer darstellen.

 

(Ein Vergleich dieser Ziffer mit den deutschen Gesamtzahlen ist nur möglich, wenn die besondere soziale, berufliche und demographische Einordnung der deutschen Juden in der deutschen Gesamtbevölkerung berücksichtigt wird. In-nerhalb des deutschen Volkes muß die Bevölkerungsstruktur in Stadt und Land, nach Konfession, Beruf, Altersausbau sich auch bei den Kriegerverlusten in maßgebendem Umfange ausgewirkt haben, so daß die Gegenüberstellung der Durchschnittsziffern nur in die Irre führen könnte. Ein Beispiel möge dies erläutern: Die 555.000 Seelen zählende jüdische Bevölkerung deutscher Staats-angehörigkeit des Deutschen Reiches von 1914 war fast ganz eine großstädtische Bevölkerung. Wenn man ihr einen ebenfalls in großstädtischen Verhältnissen lebenden Teil der deutschen Gesamtbevölkerung gegenüberstellt, also z. B. die im Jahre 1914 an Einwohnern 645.000 zählende Münchener Bevölkerung, so kommt man zu folgendem Ergebnis.

Diese Münchener Bevölkerung hatte einen Kriegerverlust von 13.725 Kriegersterbefällen, während auf die 555.000 deut-schen Juden 12. 000 Kriegersterbefälle kamen. Es ergibt sich also für beide Bevölkerungsmassen das gleiche Verhältnis von über 2,1 Prozent von Zahl der Kriegersterbefälle zur Gesamtbevölkerung. Das gleiche Bild erhält man auch in sonstigen Einzelfällen, soweit überhaupt demographisch einigermaßen gleichartige Verhältnisse vorliegen.)

 

  Es sei an dieser Stelle all den jüdischen Behörden und Organisationen ge-dankt, die uns durch materielle Beihilfe bei der Durchführung dieser Arbeiten wesentlich unterstützt haben.

 

  Unser Dank gebührt auch den Reichs-, Staats- und städtischen Behörden, die jederzeit unsere Arbeit wertvoll förderten; in erster Linie hierunter dem Zentralnachweissamt für Kriegerverluste und Kriegergräber in Spandau und seinen Zweigstellen in München, Dresden und Stuttgart, dessen umfangreiche Verlustkarteien, das Ergebnis einer fünfzehnjährigen umfassenden amtlichen Organisation und Tätigkeit, uns die Durchführung unserer schweren Ver-gleichsarbeit erst ermöglichten.

 

{423}   Nachdem die erste Auflage bereits 14 Tage nach Erscheinen vollständig ver-griffen war, mußten wir sogleich eine zweite Auflage des Buches herstellen. In diesen 14 Tagen sind uns eine Reihe von Namen Gefallener neugemeldet worden, von denen wir diejenigen nachstehend anführen, die bis zur Drucklegung dieser neuen, zweiten Auflage identifiziert werden konnten.